Ritter-Geist by Ritter Geist

Ritter-Geist by Ritter Geist

Author:Ritter Geist
Language: deu
Format: epub


9

Threnodia

Ich erwachte auf einem Lager aus duftenden Farnen. Das Innere der Blockhütte war gut zu erkennen, alles sehr ordentlich, mit Regalen, auf denen Spezereien und Kräuter standen. In einer Ecke befand sich ein merkwürdiger großer hohler Kürbis, der mit Bändern bespannt war. Und in einem Korbsessel saß eine recht hübsche junge Frau in einem braunen Kleid.

Sie bemerkte meine Bewegung und stand auf, um zu mir herüberzukommen. »Also erholt Ihr Euch doch«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich war mir nicht sicher.«

»Och, das habe ich eigentlich jedes Mal getan«, meinte ich. Mein Körper schmerzte zwar, aber ich wußte, daß dies aufhören würde, sobald die Heilung abgeschlossen war.

»Euer Pferd hat Euch hierher gebracht«, berichtete sie. »Ich bekomme nicht viel Besuch«, fuhr sie fort. »Deshalb sind meine guten Manieren vielleicht ein wenig eingerostet. Laßt mich Euch also einfach nur mitteilen, daß mein Name Threnodia ist. Ich lebe allein und mag es so, und wir werden gut miteinander auskommen, solange Ihr Eure Hände bei Euch behaltet und wieder aufbrecht, sobald Ihr das könnt. Euer Pferd grast draußen.«

Dies war also eine Frau, die allein gelassen werden wollte. Manche waren eben so; ich habe nie richtig verstanden, warum. Nun, ich habe noch nie jemandem meine Aufmerksamkeit aufgezwungen. Barbaren begegnen im allgemeinen genügend willigen Frauen, so daß sie nur sehr wenig für Unwillige übrig haben, und da ist es mir völlig egal, wenn zivilisierte Leute etwas anderes behaupten mögen.

»Ich bin Jordan der Abenteurer, ich heile sehr schnell, und ich habe eine Mission durchzuführen, so daß ich mich schon sehr bald wieder auf den Weg machen werde«, sagte ich. »Ich danke Euch dafür, daß Ihr für mich gesorgt habt, als ich bewußtlos war.«

Sie musterte mich anerkennend. »Ich muß schon sagen, Kondition habt Ihr wirklich. Ihr seid eine ganz schön robuste Erscheinung von einem Mann.«

»Klar, ich bin ein echter Barbar, hauptsächlich Muskeln, nicht allzuviel Hirn«, sagte ich lächelnd. Tatsächlich war ich im Augenblick ziemlich schlau, natürlich wegen des Intelligenzzaubers, den ich versehentlich aktiviert hatte. »Zum Glück ist Pook ja da, der sorgt für mich.«

»Pook«, wiederholte sie. »Euer Pferd? Soll das heißen…?«

»Ja, er ist ein Pooka, ein Gespensterpferd. Deshalb trägt er auch diese Ketten.«

»Ihr habt ein Gespensterpferd gezähmt?« fragte sie verblüfft.

»Nein. Wir sind einfach nur Freunde.«

Sie lachte. Sie war sehr schön, wenn sie das tat. »Na, treu ist er jedenfalls. Er hätte Euch auch irgendwo abwerfen können, wo Ihr dann gestorben wärt.« Sie richtete einen Blick in die Küchenecke. »Fühlt Ihr Euch schon kräftig genug, um etwas zu essen?«

»O ja, ich bin sogar hungrig!«

»Ihr heilt aber wirklich schnell! Schon jetzt seht Ihr viel erholter aus.«

»Ja, nach tödlichen Verletzungen habe ich immer einen gesegneten Appetit«, stimmte ich zu.

Wieder lachte sie, denn sie hielt es anscheinend für einen Scherz. Sie schöpfte etwas Suppe aus dem Topf auf dem Herd in eine hölzerne Schale und brachte sie mir. Das Zeug war so dunkel und so flüssig wie ihr Haar, doch es schmeckte gut und schien sehr nahrhaft zu sein; ich fühlte mich schon schnell gekräftigt.

»In meinem Hinterhof wächst ein Hosenbaum«, sagte sie. »Hätte nie geglaubt, daß ich den mal brauchen könnte, denn ich ziehe eigentlich Kleider vor.



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